Für die meisten Christen dürfte der erste Petrusbrief eher zu den unbekannten Schriften des Neuen Testaments gehören. Da er wichtige Aussagen bereithält, ist es zu begrüßen, dass ein Sammelband dazu erschienen ist. Sachkundige Bibelwissenschaftler, Historiker und Pastoraltheologen erschließen darin in acht Beiträgen deren Gewicht und Bedeutung.
Man geht davon aus, dass dieser Brief an eine frühchristliche Gemeinde in einer Krisensituation entstanden ist. Er reagiert auf Probleme für Menschen, die aus einer heidnischen Mehrheitsgesellschaft als Christen ausgestiegen sind, dafür kritisiert werden und nun sich als Minderheit bewähren und ihre Identität suchen müssen. Diese Situation ähnelt in vielem der heutigen.
Der wichtigste Satz des Briefs lautet: „Ihr aber seid ein erwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk, ein Volk zum Eigentum, damit ihr verkündet die großen Taten dessen, der euch aus der Finsternis in sein wunderbares Licht gerufen hat“ (2,9). Der Paderborner Exeget Christoph Georg Müller legt dar, dass hier in bildhafter Sprache die christliche Gemeinde in einem „kollektiv-korporativen Sinn“ gekennzeichnet wird. Damit werden dem Einzelnen in der Gemeinschaft eine besondere Gottesbeziehung und ein Auftrag für die Welt zugeschrieben. Bisher war man davon ausgegangen, dass der Brief vor allem den Einzelnen als Glaubenden im Blick hat. Der Band richtet sich weniger an Laien als an theologische Fachleute. Werner Trutwin