Hinter die Dinge schauen – das empfiehlt der Schriftsteller Ralf Rothmann. „Wenn das, was wir Wirklichkeit nennen, schon die Wahrheit wäre, sähen wir wohl arm aus“, erklärt der Autor im Interview mit dem „Spiegel“. Gerade beim Schreiben fühle er sich auf eine tiefere Dimension verwiesen. „Die wirklich guten, schönen oder bewegenden Textstellen kann man sich nicht ausdenken …, die sind plötzlich da… Meine besten Texte waren immer noch weiser als ich.“ Vor allem in der Poesie „scheint etwas auf, das über aller Realität ist und einem die Augen für das Wunderbare öffnet“.
Es sei wichtig, eine geistige Heimat zu haben. „Irgendwann wird jeder einmal von irgendwo vertrieben werden. Wehe dem, der dann keinen Ort über dem Ort hat.“ Ob er religiös sei, fragt ihn daraufhin der Interviewer. Katholisch sei er, antwortet Rothmann. Und auch wenn sich mit der Pubertät „alles erledigt“ habe, denke er manchmal noch „mit so einer sentimentalen Anhänglichkeit an den Verein“.