Die Botschaft zum neuen Jahr war klar: 2017 seien in der Wirtschaft und bei der Inneren Sicherheit „maßgebliche Fortschritte“ erzielt worden. So sprach Kongos Präsident Joseph Kabila zu seinen Landsleuten. Der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas könne sich einer „beachtlichen Stabilität“ erfreuen. Mit dieser Einschätzung dürfte der 46-Jährige allerdings allein dastehen. Kurz nach der Neujahrsbotschaft meldete sich Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya zu Wort. Es sei kein Geheimnis, dass das Klima im ganzen Land von Angst, Verzweiflung, Unsicherheit, sogar Panik bestimmt sei. An die Führungsclique um Kabila gerichtet sagte er, es sei Zeit, „dass die Mittelmäßigen verschwinden und dass wieder Frieden und Recht“ regieren.
Vor genau einem Jahr hatte die katholische Kirche, zu der die Hälfte der 83 Millionen Kongolesen gehört, den „Silvesterkompromiss“ ausgehandelt, um eine neue Regierung zu installieren. Eigentlich hätte Kabila schon damals nicht mehr im Amt sein dürfen – sein Mandat endete nach seiner zweiten Amtszeit im Dezember 2016, eine dritte ist in der Verfassung nicht vorgesehen. Doch trotz der mit den Bischöfen ausgehandelten Vereinbarungen fanden auch 2017 keine Wahlen statt. Nun soll am 23. Dezember dieses Jahres gewählt werden.
Vielen reißt allmählich der Geduldsfaden. Das Komitee katholischer Laien im Kongo wollte vorvergangenen Sonntag einen friedlichen Silvester-Protest gegen Kabila organisieren. Die Regierung reagierte mit einer zeitweiligen Internetsperre. Bei einer Kirche in der Hauptstadt Kinshasa wurden Menschen mit Tränengas und Schlagstöcken am Gottesdienstbesuch gehindert. Bei Zusammenstößen im ganzen Land gab es mindestens fünf Tote, Dutzende Verletzte und mehrere hundert Festnahmen.