Der zweite Band des „Handbuchs Evangelische Spiritualität“ widmet sich nach der geschichtlichen Betrachtung von Band 1 der Theologie gelebter Spiritualität. Die Gliederung folgt den drei Überschriften zum Glaubensbekenntnis nach Martin Luther: „Von der Schöpfung“, „Von der Erlösung“, „Von der Heiligung“. Dieser Ansatz ist bewusst gewählt, um neben einer Schwerpunktsetzung im Christusverständnis (Kirchen der Reformierten) oder in der Heilig-Geist-Lehre (charismatische Bewegungen) weiteren Raum zu schaffen für Betrachtungen, die den Menschen als religiöses Wesen in den Blick nehmen, etwa naturwissenschaftliche oder psychologische Sichtweisen. So finden Themen wie Spiritualität und Ökologie, Gesundheit, Musik, Spiritualität in der Ehe, in der Ökumene, im interreligiösen Dialog ihren Platz. In dieser Offenheit wird versucht, den Blick auf die zwei großen Anliegen der Reformation zu richten: die Orientierung an der Schrift und die Rechtfertigung, die für die spirituelle Praxis einen Freiraum schafft, weil die eigene Seligkeit nicht durch Gebet und Werk verdient werden muss.
Die theologische „Unterlegung“ dient nicht nur der Rückbesinnung, sondern auch der Unterscheidung der Geister: Wo endet das besondere Christliche, und wo beginnt das Fremde? Inwieweit können Praktiken aus anderen Religionen, anderen Konfessionen fruchtbar gemacht werden für die eigene Glaubenspraxis? Für diese Fragen bietet das Handbuch eine Grundlage, die auch Katholiken anspricht, stellt sich doch allen Christen die Frage nach einer Verlebendigung des Glaubens.