Das Jüngste Gericht als Thema zu wählen, um Hoffnung zu verbreiten, ist ein waghalsiges Unternehmen. Dessen ist sich der Autor Ottmar Fuchs wohlbewusst, der hier Überlegungen aus einer frühen Publikation fortführt. Über Jahrhunderte haben die Menschen mit jenem Gericht die Angst vor der Hölle verbunden. Unausweichlich rückt dabei die Frage in den Mittelpunkt, wie sich Gottes Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zugleich so denken lassen, dass beides sowohl Opfern als auch Tätern zuteilwird.
Dass im Gericht die Taten von Grausamkeit und Entwürdigung von Menschen zur Sprache kommen und die Täter nicht ungeschoren wegkommen, ist dem Autor ein besonderes Anliegen. Wie aber erfolgt die Strafe, wenn Gott die Liebe ist, die niemanden ausnimmt? Nach Fuchs ermöglicht diese Liebe den Tätern, dass ihnen ihre Taten endlich „leidtun“, ihre Reue schmerzlich in ihnen brennt. Und sie ermöglicht den Opfern, in Gottes – durch Jesu Kreuz und Tod geschehene – Versöhnung einzustimmen, weil sie erfahren, dass ihr Leiden nicht ignoriert wird.
Aber Fuchs weiß auch, dass es Leid gibt, das Menschen nicht verursachen, sondern das existiert, weil die Welt so ist, wie sie ist. Und deshalb müsse auch Gott für diese Schöpfung zur Verantwortung gezogen werden. Im Gericht treffe sich Gott auch selbst. Ein Gott, der sich für sein fehlerhaftes Werkstück rechtfertigen muss? Ein fragwürdiges Gottesbild. Dennoch sind die von Fuchs vorgelegten Überlegungen, auch die religionspädagogischen, voll reicher Anstöße zum Nachdenken.