Die Bibel ist für den indischen Philosophen und Theologieprofessor Vishal Mangalwadi das „Herzstück westlicher Kultur“. Sie gebe Europa seine Identität, sei seine „DNA“. Sowohl die Menschenwürde als auch die europäischen Werte seien Früchte des biblischen Christentums.
Aus dem Judentum, das den Kontinent ebenfalls beeinflusst habe, stamme die Idee der Nationen. Die Liebe zur Stadt, die Liebe zu Jerusalem sei eine jüdische Idee, die Paulus nach Europa brachte. Martin Luther griff diesen Gedanken auf. Für ihn war eine gemeinsame Sprache die Grundlage für die Nation. Damit sei auch die Literatur gemeint. Bücher stiften ebenfalls Identität, das sei charakteristisch für Europa.
Es sei wichtig, die Nationen zu respektieren, aber „eine gute Nachbarschaft zu haben, ist ebenso eine christliche Verantwortung“. Der Erfolg der EU sei „eine großartige Inspiration für die ganze Welt“, so Mangalwadi. Der Nahe Osten brauche die Fähigkeit der Schiiten, Sunniten, Christen und anderen Gruppen, gemeinsam zu leben. Auch Afrika brauche das. „Der Kampf gegen Rassismus und Apartheid, der Kampf für Freiheit und Gleichheit war gut. Aber wenn Menschen nicht die Fähigkeit haben, in Harmonie und Frieden zusammenzuleben, dann werden sie ihre Nationen nicht aufbauen können.“