In einer Volksabstimmung haben sich die Iren dafür ausgesprochen, die Gesetze, die eine Abtreibung regeln, zu lockern. Die Regierung von Ministerpräsident Leo Varadkar kündigte an, bis Ende des Jahres ein neues Abtreibungsgesetz verabschieden zu wollen, wonach Schwangerschaftsabbrüche bis zur zwölften Woche legal sind. Danach sollen Abtreibungen nur aus medizinischen Gründen erlaubt sein. Die katholische Kirche, lange eine starke Stimme in Irland, war in den öffentlichen Debatten auffällig still.
Das hat auch der Journalist Mario Danneels, der in Irland lebt, in der belgischen Tageszeitung „De Morgen“ beobachtet: „Die größte religiöse Einmischung kommt aus Amerika. Die Rolle der irischen Kirche in der Kampagne war zu vernachlässigen. Sie hat offensichtlich eingesehen, dass ihre Rolle ausgespielt ist… Viele Iren finden, dass es in diesem Referendum nicht nur um Abtreibung geht, sondern auch um den moralischen Kompass des Landes. Sie wollen, dass der nun ein für alle Mal auf das Heute ausgerichtet wird.“
Zugleich fürchtet die irische Journalistin Breda O’Brien um eben diesen moralischen Kompass. Sie schrieb in der Tageszeitung „The Irish Times“: „Ich glaube, dass jeder und jede das Recht auf Leben haben sollte, ob es sich beim Vater um einen Vergewaltiger handelt oder nicht. Doch ich weiß, dass es möglich ist, die Verfassung so zu ändern, dass Abtreibungen in besonders traumatischen Fällen wie Vergewaltigungen gesetzlich erlaubt werden können. Wenn wir jedoch nun dafür stimmen, den Zusatzartikel zur Verfassung zu streichen, werden wir nie wieder die Chance bekommen, darüber abzustimmen. Wir werden in der Verfassung das Recht der Politiker festgeschrieben haben, an unserer Stelle zu entscheiden. Gleichzeitig werden wir den jüngsten Menschen das Recht auf Leben geraubt haben und darauf, jemals selbst etwas entscheiden zu können.“