Die katholische Kirche in Nigeria fordert Schutz von der Regierung. „Wenn wir nicht einmal mehr an den Orten, an denen wir beten, sicher sind, wo sollten wir dann noch sicher sein?“ Das fragte Kardinal John Onaikexan, der Erzbischof der nigerianischen Hauptstadt Abuja bei der Trauerfeier für die Todesopfer der jüngsten Angriffe. Die Priester Joseph Gor und Felix Tyolaha sowie siebzehn weitere Gläubige waren während eines Gottesdienstes in der Sankt-Ignatius-Kirche im Dorf Mbalom ermordet worden. Anschließend wurden rund sechzig Gebäude niedergebrannt. Knapper werdendes Land, das sowohl sesshafte Bauern, die überwiegend Christen sind, als auch Viehhirten beanspruchen, die den muslimischen Fulani angehören, birgt in Nigeria seit Jahren Konfliktpotenzial.
Nach ersten Ermittlungen hieß es, die Morde seien Teil lokaler Ausschreitungen, die durch die vielen Kleinwaffen befördert werden. Warum sich die Aggression gerade gegen die Kirchgänger richtete, ist jedoch unklar. Die Priester waren keine Farmer. Daher ging es wohl nicht um Streitigkeiten um Land. „Ein einfacher Viehhirte kann sich sicherlich keine Waffe kaufen“, kritisierte der Bischof von Makurdi, Wilfred Chikpa Anagbe, und forderte Präsident Muhammad Buhari, der selbst ein Fulani ist, auf, er müsse seine Verantwortung ernst nehmen. „Er wurde zum Präsidenten für alle Menschen in diesem Land gewählt und nicht nur für eine bestimmte Gruppe. Er wurde nicht gewählt, weil er Muslim ist.“ In vielen Gemeinden und Provinzhauptstädten gab es zuletzt Gottesdienste und Protestmärsche. Die Vorfälle müssten endlich aufgeklärt werden, sagte Kardinal Onaikexan. „Wir haben auch jedes Recht, gegen jene zu protestieren, deren Aufgabe es ist, uns zu schützen.“
Die in Nigeria um sich greifende Gewalt begann als Ressourcenkonflikt und droht nun zu einer Staatskrise auszuwachsen. Der Gouverneur von Benue, Samuel Orton, spricht von 500 Toten seit Jahresbeginn. Das sind mehr Opfer als im Konflikt mit der Terrorgruppe Boko Haram, die im Nordosten des Landes aktiv ist. Die nigerianische Armee hatte eigenen Angaben zufolge zuletzt mehr als tausend Menschen aus der Gewalt der Terrorgruppe befreit.