SchweizDas „Luftgeld“ und das echte Geld

Mit einer deutlichen Mehrheit haben sich die Schweizer gegen die sogenannte Vollgeld-Initiative entschieden. Wäre sie angenommen worden, wäre das elektronische Geld, das faktisch nur von Konto zu Konto wandert, ohne in bar ausbezahlt zu werden, auf eine neue Grundlage gestellt worden. Konkret hätte das bedeutet: Die Geschäftsbanken hätten dann nur noch soviel an Krediten ausgeben können, wie sie reales Geld auf ihren Konten haben. Für die Überweisung an den Kreditnehmer hätten sie den gesamten Gegenwert bei der Zentralbank als Sicherung hinterlegen müssen. Bisher sind das nur wenige Prozent der Gesamtsumme. Das bedeutet: Auf die bisherige Weise „produzieren“ die Geschäftsbanken künstlich Geld, das „im Umlauf“ ist, bis der Kreditnehmer das Geld der Bank zurückzahlt.

Grundsätzlich dürfen nur die Notenbanken neues Geld drucken. Sie sind die Hüter der Geldmenge. Um gefährliche Blasen mit Geld, das es eigentlich gar nicht gibt, zu verhindern und die Finanzwirtschaft zu stabilisieren, wurde die Idee der Vollgeld-Initiative geboren. „Luftgeld“ gäbe es dann nicht mehr. Dem elektronischen Geld stünde ein realer Gegenwert gegenüber, und die privaten Banken unterlägen einer besseren Kontrolle, weil sie jede elektronische Überweisung an einen Kreditnehmer mit Echtgeld bei der Zentralbank absichern müssten.

Hauptgrund der Ablehnung war die Scheu der Schweizer, mit ihrer Wirtschaft ein so großes Risiko einzugehen, weil die Banken als Kreditgeber eingebremst worden wären. Dennoch sieht der Wirtschaftsredakteur der „Neuen Zürcher Zeitung“, Thomas Fuster einen Erfolg der Initiative: „Sie sensibilisierte die Öffentlichkeit für die Feinmechanik der Geldschöpfung.“ Wahr ist, dass die private Geldschöpfung Risiken für die Finanzstabilität birgt. Das kann aber mit strengeren Eigenkapitalvorschriften für Banken besser gelöst werden als mit einem Vollgeld. „Sollte die Initiative einen kleinen Beitrag dazu geleistet haben, dass der öffentliche Druck für eine solide Kapitalausstattung bei Banken groß bleibt, hätte sie rückwirkend doch noch zur Stabilisierung des Finanzsystems beigetragen.“

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