Einen guten Baum erkennt man an seinen Früchten. Auffällige Phänomene sind zwiespältig, sie können aufbauen, aber auch verwirren und zu einer Wundersucht führen. In vielen spirituellen Aufbruchsbewegungen haben sie bald wieder aufgehört. Der Franziskaner und geistliche Lehrer Richard Rohr hat diese Dinge einmal die „PR-Arbeit Gottes“ genannt, den Trailer oder Werbeblock, um Menschen aus dem Rationalismus und Dualismus herauszukatapultieren in eine umfassende, ganzheitliche Sicht von Wirklichkeit.
Zu seiner Tiefe gelangt der Glaube aber nicht im Spektakulären, sondern häufig in der Wüste, in der Nacht der Seele und des Geistes, wo die Früchte des Geistes behutsam, unsichtbar und in aller Stille heranreifen. Die großen Mystiker kennen diese inneren Zustände der scheinbaren Gott- und Geistferne. Aber gerade dort, in der Dunkelheit, in der Geduld und im Warten auf Gott, keimt unzerstörbares Leben – wachsen die Früchte des Geistes.
Andreas Ebert in: „Schwarzes Feuer, weißes Feuer“ (Claudius, München 2018)