Die katholische Kirche hat momentan größte Probleme, aus den Negativ-Schlagzeilen herauszukommen. Dass Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen durch Seelsorger aufgedeckt wurden, hatte schon vor Jahren einen Sog des Imageverlustes ausgelöst, in dem die Glaubensgemeinschaft trotz hoher Sympathiewerte beispielsweise für Papst Franziskus wie gefangen wirkt. Immer wieder neu breiten Medien Nachrichten und Geschichten aus, welche „dunkle“ Seiten und Machenschaften „der“ Kirche – Macht, Gier und Sex – aufbauschen und unters Volk bringen, um angeblich „die“ Wahrheit zu enthüllen, so neulich auch wieder der „Spiegel“ in seiner Pfingstausgabe. Viele der Angriffe kommen von „links“ beziehungsweise von liberalistisch-laizistischen antikirchlichen Personen und Kreisen.
In Chile wiederum hat soeben eine rechtsextreme, nationalistische Gruppierungen den Missbrauchsskandal in der dortigen Kirche genutzt, um gegen die katholische Kirche zu hetzen. Wie örtliche Medien berichteten, hängten Aktivisten des „Movimiento Social Patriota“ (Patriotische soziale Bewegung) drei lebensgroße Puppen in Kardinalskleidung an einer Brücke in der Gemeinde Providencia im Großraum der Hauptstadt Santiago auf. Auf einem Transparent darüber war geschrieben: „Missbrauchspriester an den Galgen für Verräter“.
Chiles Kirche wird von einem Missbrauchsskandal erschüttert, der seit Monaten für Schlagzeilen sorgt. Im Brennpunkt steht der inzwischen 87-jährige charismatische Priester Fernando Karadima, der 2011 wegen sexueller Vergehen verurteilt wurde. Aus seinem Umkreis gingen mehrere Bischöfe hervor, unter ihnen auch Juan Barros von Osorno, der von Opfern Karadimas der Mitwisserschaft beschuldigt wird und von Papst Franziskus vehement als unschuldig verteidigt wurde, bis der Papst sich eines Besseren belehren lassen musste.
Eines der prominentesten chilenischen Missbrauchsopfer, Juan Carlos Cruz, verurteilte die Protestaktion in Providencia als „barbarisch“. Man müsse über Missbrauch sprechen und Kriminelle der Justiz übergeben, dürfe aber keinesfalls in eine „Spirale der Gewalt“ geraten, schrieb Cruz auf Twitter.
Unterdessen hat der Papst den Rücktritt von drei Bischöfen, die der Vertuschung von Missbrauch beziehungsweise der unmittelbaren Mitwisserschaft bezichtigt worden waren, angenommen, darunter den von Juan Barros. Die beiden anderen Bischöfe hatten bereits das Alter von 75 Jahren erreicht, in dem sie regulär dem Papst ihren Rücktritt anbieten. Darüber hatte der Vatikan jedoch zuvor noch nicht entschieden und jetzt anscheinend in Eile erst einmal nur drei provisorische Verwalter für die betroffenen Bistümer eingesetzt.