Feindesliebe ist vielleicht das zentrale, das am stärksten herausfordernde Merkmal Jesu: als Mitte des christlichen Gottesglaubens sowie originell in der Menschheitsgeschichte. Wo diese Haltung rückhaltlos gelebt wird, verändert sie die Welt. Solch selbstlosen Einsatz aber kann – und darf – man nicht einfach machen. Unermüdlich unterstreicht Franz Kamphaus, der frühere Bischof von Limburg, im vorliegenden Band den Geschenkcharakter des Glaubens und auch des Lebens, ganz im Sinne Jesu. In seinem unnachahmlich knapp präzisen Predigtstil legt Kamphaus den Basistext des Matthäusevangeliums aus, als Steckbrief Jesu sozusagen und als Kompass der Christwerdung.
Die konzentrierten Texte sind wie Instant-Brühwürfel: Sie entfalten ihre nährende Kraft, wenn sie in jenem Alltag des gelebten Lebens „aufgelöst“ werden, aus dem sie stammen. Nicht zufällig taucht mehrfach das Bildwort vom „Feuerwerfer“ Jesus auf: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ (Lk 12,49) – was Jesu umwerfend inspirierende und widerständige Art markiert. Das gilt ebenfalls für diese Lebens- und Glaubenstexte.