Der brasilianische Fußball-Superstar Neymar hat nicht nur auf dem grünen Rasen, unter anderem wenn er gefoult wurde, eine theatralische Show abgezogen. Er hat sich auch vielfach religiös hervorgetan, indem er – zum Beispiel vor der Begegnung gegen Mexiko – über seinen persönlichen Twitter-Account um den Segen und den Schutz Gottes für seine Mannschaft flehte. Wegen seiner mehrfach öffentlich inszenierten religiösen Gesten und Glaubens-Insignien war er schon vor der Weltmeisterschaft verschiedentlich kritisiert worden.
Neymar gehört, wie inzwischen etliche seiner Mitspieler, einer evangelikalen Glaubensgemeinschaft an. Evangelikale Pastoren haben jedoch den ausschweifenden Lebenswandel des Fußball-Millionärs oder bereits -Milliardärs beklagt. Manche Medien spekulieren, ob Neymars vor allem über soziale Netzwerke geäußerte Religiosität nicht bloß Teil seiner Marketingstrategie ist.
Von den Spielern Brasiliens ist – anders als früher – bloß noch ein geringer Teil katholisch. Der Verband und der Nationaltrainer Adenor Leonardo Bachi, genannt Tite, hatten religiöse Gesten auf dem Platz sowie Gottesdienste im Hotel oder im Trainingslager untersagt, um eventuellen Spannungen im Team aufgrund verschiedener religiöser oder areligiöser Zugehörigkeiten vorzubeugen. Die Zeiten sind vorbei und vergessen, da Macumba-, Candomblé- oder Umbanda-Kultpriester mit magischen Ritualen den Beistand afrikanischer Gottheiten, die oft mit katholischen Heiligen identifiziert werden, für die Mannschaft herbeischworen und über dem Ball Zaubersprüche murmelten. Von Tite, einem Katholiken, dessen Familie aus Italien stammt und der an der Päpstlichen Universität von Campinas Sport studiert hatte, wird berichtet, er habe an den russischen Spielorten Kirchen zum Beten aufgesucht.