Schlägertrupps des autokratischen Präsidenten Nicaraguas, Daniel Ortega, haben in Diriamba zwei Bischöfe und den Nuntius angegriffen, als diese oppositionellen Opfern jener Banden Beistand leisten wollten. Bei der Attacke auf die Basilika San Sebastian wurde der Weihbischof Silvio Báez aus Managua verletzt. Der Hauptstadt-Kardinal Leopoldo Brenes erhielt einen Schlag, kam aber wie der begleitende Botschafter des Vatikan, Waldemar Stanisław Sommertag, ansonsten heil davon. Allerdings wurden ihnen von den Randalierern die bischöflichen Insignien abgerissen. Außerdem wurden Journalisten verprügelt. Sie wollten darüber berichten, wie die Kirchenmänner Demonstranten beistehen, die in der Kirche Zuflucht gesucht hatten.
Seit Monaten halten die Unruhen in Nicaragua an. Die Proteste richteten sich zu Beginn gegen eine sogenannte Rentenreform und die damit verbundene Erhöhung der Versicherungsbeiträge, was inzwischen zurückgenommen wurde. Doch wenden sich seitdem verstärkt größere Teile des Volkes auch gegen die diktaturartige Unterdrückung der Meinungsfreiheit und die Selbstherrlichkeit des Ortega-Clans. Viele ehemalige Gefolgsleute der Sandinistischen Befreiungsfront, die Ende der siebziger Jahre den Diktator Somoza gestürzt hatte, haben sich inzwischen von Ortega abgewandt. Allerdings hat der neulich verstorbene Kardinal Miguel Obando y Bravo anscheinend bis zuletzt gewisse Sympathien für den Präsidenten gezeigt, nachdem er in früheren Jahren zeitweise mit der sandinistischen „Revolution“ hart ins Gericht gegangen war.
Laut Menschenrechtsorganisationen sollen bei den Übergriffen sandinistischer paramilitärischer Banden auf die demonstrierende Zivilbevölkerung bereits mehr als 300 Personen getötet worden sein. Die Kirche versucht, bisher allerdings noch weitgehend erfolglos, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Papst Franziskus hat in einem eindringlichen Appell um eine Einigung gebeten und erklärt, er stehe an der Seite aller Menschen guten Willens sowie der Bischöfe des Landes.