Jesus Christus hat der Arbeit einen Sinn verliehen. Durch sein Heilswerk nahm er der Schöpfung den Verwesungsgeruch. Durch seine Menschwerdung ist der Welt der Weg in die künftige Vollendung endgültig aufgetan. Damit bekommt die Arbeit, jede Arbeit an dieser Welt, eine ungeahnte Würde. Sie dient jenem Heil, das Christus uns grundlegend verheißen hat.
Die christliche Sinn-Erschließung der Arbeit befähigt uns, den Dienst an der Welt in Treue weiter zu bejahen, launische Unzufriedenheit zu überwinden und unser Tun so zu entwickeln, dass es in Sachgerechtigkeit verrichtet und dem Gemeinwohl zugeordnet wird. Ohne religiöse Beweggründe allerdings werden wir den Sinngrund von vielem, was wir eben tun müssen, kaum finden.
Das christliche Arbeitsverständnis schützt uns ebenso vor Resignation wie vor Euphorie. Es mahnt uns zum nüchternen Einsatz, auf den vieles, aber nicht alles ankommt. Es verheißt uns, wie der französische Theologe Henri de Lubac betont hat, dass unsere Arbeit „durch die Jahrhunderte hindurch das Haus erbaut, das Gott verklären wird, um aus ihm seine Wohnung zu machen“.
Georg Moser (einstiger Bischof von Rottenburg-Stuttgart) in: „Georg Moser – unvergessen“ (Schwabenverlag, Ostfildern 2018)