Und wenn es Gott nicht gibt?“ Mit dieser Frage provoziert Ahmad Milad Karimi, Professor für islamische Philosophie und Mystik, Muslime wie Christen. In Anknüpfung an Dietrich Bonhoeffers Wort, dass es Gott nicht „gibt“, wie es andere Dinge auf dieser Welt gibt, und in der festen Überzeugung, dass Gott doch wirklich und wirkmächtig ist, lässt er unterschiedliche Stimmen in verschiedenen Textgattungen zu Wort kommen: Muslime und Christen, Atheisten und Glaubende, Gottsucher und solche, die ihn gefunden haben, Philosophen und Dichter, Martin Heidegger und einen unbekannten Mafioso, Karl Rahner und Goethe. Ebenso gibt es popkulturelle Anklänge aus den TV-Serien „Breaking Bad“ und „Game of Thrones“.
Karimi philosophiert und theologisiert über Atheismus, Gottesglaube, Offenbarung, Menschwerdung, Erlösung, den Koran – und nicht zuletzt über die Frage, wie ein wahrer, aufgeklärter Islam zu leben und zu gestalten ist. Im Dialog mit unterschiedlichen Traditionen ist es sein Anliegen, gegen den islamischen Fundamentalismus diesen Gott des Islam in seiner ganzen Offenheit und Unbegreiflichkeit zu erschließen. Die „eigentlich reizvolle Frage“ ist für Karimi diejenige, was es konkret bedeutet, an Gott zu glauben: „Was tun, wenn Gott da ist?“
Die einzelnen Texte reihen sich assoziativ, in ihrem Zusammenhang nicht immer durchschaubar, aneinander. Die Titel der einzelnen Kapitel sind unkonventionell überschrieben, etwa „Wer sind die Truthähne Gottes?“ oder „Wohin mit dem unheimlichsten aller Gäste?“. Das alles macht die Lektüre amüsant, aber auch anstrengend. Wer eine systematische Darstellung sucht, wird enttäuscht. Wer sich durch ungewöhnliche Gedanken inspirieren und assoziativ leiten lassen möchte, kommt dagegen auf seine Kosten, gleich ob Muslim oder Christ.