Der Christus im Lebensrad erinnert daran, dass wir selbst Helden und Heldinnen sind, die das Leben ins Abenteuer ruft. Wer nimmt den Ruf an? Unsere Herausforderung liegt heute weniger im Äußeren. Es gibt „draußen“ keine wahren Abenteuer mehr, weil in unserer Umgebung nahezu alle Geheimnisse gelüftet sind. Es reicht auch gewiss nicht mehr, wilde Tiere zu erlegen oder Krieg zu führen gegen feindliche Stämme – auch wenn manche sich damit offenbar immer noch zufriedengeben. Selbst die Erforschung der Tiefen des Meeres und der Weiten des Weltalls beantwortet nicht unsere existenziellen Fragen, sondern wirft nur immer neue auf.
Das Abenteuer ist vielmehr innerer Natur, wie der Mythenforscher Joseph Campbell schreibt: „Der Mensch selbst ist jetzt das zentrale Geheimnis. Er ist jene fremdartige Erscheinung, mit der die Mächte des Egoismus fertigzuwerden haben, durch die das Ich ans Kreuz geschlagen wird und wieder auferstehen muss… Und so teilt jeder von uns das höchste Gottesgericht und trägt das Kreuz des Erlösers – nicht in den Augenblicken großer Stammessiege, sondern im Schweigen seiner einsamen Verzweiflung.“ Folgen wir der Sehnsucht, die nicht länger warten kann. Gehen wir auf die Reise mit Christus durch das Lebensrad.
Jan Frerichs in: „Barfuß & wild“ (Patmos, Ostfildern 2018)