In der nordsyrischen Kurdenregion Afrin wird, begünstigt von der türkischen Armee, zusehends das islamische Recht eingeführt. Darauf hat die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ hingewiesen. Frauen müssten Kopftuch tragen. Das Stadtbild werde von Männern mit langen Bärten und Frauen mit Niqabs bestimmt – eine Islamisierung, die es den Jesiden, Aleviten oder Christen unmöglich macht, ihre Religion frei und offen zu praktizieren. Die christliche Minderheit sei mittlerweile vollständig geflohen. Alle kurdischen Beschriftungen wurden durch die türkischen Militärs entfernt.
Die Kurden der Gegend befürchten, ihre Ländereien an arabische Siedler aus anderen Teilen Syriens zu verlieren. Neulich „hat die ‚Rechtsabteilung‘ des von der türkischen Besatzungsmacht eingesetzten ‚Gemeinderates‘ in Afrin alle Einwohner dazu aufgefordert, ihre Kaufverträge vorzulegen. Sie sollen überprüft werden, um die angeblich notwendigen rechtlichen Verfahren für Immobilien abzuschließen“, berichtet der Nahost-Referent Kamal Sido, der selbst aus Afrin stammt. Die bis jetzt 250000 geflüchteten Kurden hätten nun keine Möglichkeit, ihre Ansprüche geltend zu machen. Zudem habe das türkische Militär bereits zehntausende arabische Dschihadisten in der Region angesiedelt. Diese würden die verbliebene kurdische Zivilbevölkerung foltern und ausrauben, so Sido.