Nichts scheint bisher von den Vorwürfen aufgeklärt zu sein, doch halten sich hartnäckig Behauptungen, dass in indischen Kinderheimen des Ordens der Mutter Teresa beziehungsweise in Heimen für ledige schwangere Frauen Babys an adoptionswillige Paare verkauft worden seien. Konkret unter Verdacht stehen eine Ordensfrau und eine ihrer Mitarbeiterinnen in einer solchen Einrichtung in Ranchi. Sie waren Anfang Juli verhaftet worden.
Die indische Regierung, die von der radikalen hindunationalistischen Partei BJP gebildet wird, nutzt den Verdacht und die Gerüchte, um alle entsprechenden Heime der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ überprüfen zu lassen. Parteianhänger, denen die Christen und deren soziales Engagement in Indien ohnehin ein Dorn im Auge sind, versuchen, aus der diffusen Sachlage Kapital zu schlagen, um gegen die „fremde Religion“ zu hetzen. Die marxistisch-kommunistische Partei Indiens nannte die Vorwürfe „unfassbar“, beteuerte aber: „Trotz unserer ideologischen Differenzen haben wir nichts als Respekt für Mutter Teresa und ihre Organisation“, so der Generalsekretär Sitaram Yechury.
Auch in einer anderen Angelegenheit stehen die Kirchen, die katholische und die orthodoxe, unter öffentlichem Druck. Die staatliche Frauenkommission Indiens fordert, die Beichte abzuschaffen, weil Frauen von Priestern gezwungen worden seien, unter anderem intime sexuelle Erfahrungen preiszugeben. „Die Priester setzen die Frauen unter Druck, damit sie ihnen ihre Geheimnisse erzählen. Uns liegt ein solcher Fall vor. Es muss sehr viel mehr solcher Fälle geben“, zitiert die katholische Nachrichtenagentur UCANews die Kommissionsvorsitzende Rekha Sharma.
Konkret geht es um die Strafanzeige eines Mannes, der vier Priestern der malankarischen syrischen orthodoxen Kirche vorwirft, seine Ehefrau nach einer Beichte mit dem Wissen um gewisse Vorgänge erpresst und sexuell missbraucht zu haben. Auch wird der Vergewaltigungsvorwurf einer Frau gegen den katholischen Bischof Franco Mulakkal von Jalandhar untersucht.
Insbesondere die katholische Kirche ist aufgeschreckt, seit neuerdings wieder etliche Fälle sexuellen Missbrauchs beziehungsweise von Vertuschung solcher Verbrechen bis in hohe Bischofsränge hinein bekannt wurden – von Chile über die Vereinigten Staaten bis nach Australien. Besonders erschüttert sind amerikanische Katholiken darüber, dass der prominente, hoch angesehene ehemalige Washingtoner Erzbischof Theodore McCarrick Minderjährige und Priesterseminaristen sexuell missbraucht haben soll. Papst Franziskus hat Carrick aus dem Kardinalsstand entlassen mit dem zusätzlichen Verbot, in der Öffentlichkeit priesterlich tätig zu werden. Außerdem ist der in einen Missbrauchsskandal verwickelte Erzbischof Philip Wilson aus dem australischen Adelaide seines Leitungsamtes enthoben worden. Ein Gericht hat Wilson wegen Vertuschung von Missbrauchsfällen zu zwölf Monaten Haft verurteilt.