Sind das Gewaltpotenzial und die Versuchung zur Gewalt in allen Religionen gleich, insbesondere in Christentum und Islam? Diesen Verdacht bestreitet die frühere Familienministerin Kristina Schröder. In der „Welt“ schreibt sie, man müsse sich „von der Kirchentags-Gewissheit verabschieden, dass bei reiner Betrachtung der Glaubenssätze Christentum und Islam sich in puncto Gewaltneigung nichts gäben und etwaige Häufungen von Gewalt im Namen des Islam immer auf äußere Faktoren zurückzuführen seien (Das Patriarchat! Die Demütigungen durch den Westen! Und natürlich: Die Kreuzzüge!)“. Einen solchen „dogmatischen Gleichstand“ gibt es laut Kristina Schröder nicht. „Es scheinen im Islam, auch, aber nicht nur weil er noch keine umfassende Aufklärung erfahren hat, mehr Versatzstücke als im Christentum vorhanden zu sein, die sich als Aufforderungen zur Gewalt interpretieren lassen.“ Dies sei nicht verwunderlich, so die Politikerin: „Zwei Religionen, die in derart unterschiedlichen historischen Kontexten entstanden sind, deren Glaubensstifter, Jesus und Mohammed, solch unterschiedliche Persönlichkeiten waren und deren zentrale Glaubenssätze sich derart unterscheiden, sollen dogmatisch ausgerechnet in diesem Punkt, der Legitimation von Gewalt, völlig gleich ticken? Das wäre schon ein irrer Zufall.“