Wahrnehmungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten bereiten in den Schulen immer mehr Probleme. Umso wichtiger wird es, in sozialen und pädagogischen Einrichtungen, wo die Finanzen chronisch knapp sind, auf die Ressourcen des Menschen zurückzugreifen. Nicht nur therapeutische, sondern auch meditative und „religiöse“ Übungsmethoden können Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihre eigene Mitte führen und sie einen anderen Umgang miteinander lehren.
Es ist kostbar, wenn ein über Jahrzehnte im Beruf erprobter Gymnasiallehrer für Kunst und Religion seine Erfahrungen systematisch reflektiert und ebenso klar wie einladend präsentiert. Das Stichwort heißt „Körperorientierte Entspannungs- und Konzentrations-Schulung“ (abgekürzt: K.E.K.S). Selbst langjährig in Meditation geübt, hat Johannes Soth schon vor Jahren begonnen, solche personenzentrierenden Aspekte im Unterricht einzusetzen. Ziel seiner Arbeit ist dabei ein Verständnis personaler Ganzheit, die sich in vier Dimensionen auslegt: Körper, Seele, Geist und „das Eine“. Dabei nimmt Soth christliche und interreligiöse Perspektiven auf, er folgt nicht zuletzt der Spur von Karlfried Graf Dürckheim sowie unterschiedlichen Yoga-Traditionen.
Erdungs-, Körper- und Wahrnehmungsübungen führen die Kinder und Jugendlichen zu genauerer Selbst- und Wirklichkeitswahrnehmung. Die Schulung des Atems spielt dabei eine große Rolle. Drei Wege des Lernens dienen solcher „Personwerdung in sozialer Verantwortung“: erinnerndes Lernen, Lernen durch Begegnung und Lernen durch Tun. In ausführlichen Erfahrungsberichten und detaillierten Anleitungen zur Praxis schildert Soth, wie solch eine ganzheitliche Erziehung aussehen kann. Nicht zuletzt ist dabei eine gute Balance zwischen schöpferischem und „ritualisiertem“ Tun und Lassen von Bedeutung.
Natürlich sind zunächst Lehrerinnen und Lehrer selbst gefragt und gefordert, ob und wie sie die für K.E.K.S notwendige Kompetenz erwerben. Unschwer ist dieses spannende Lehr- und Lernprogramm in allen Unterrichtsfächern einsetzbar und anschlussfähig nicht zuletzt in Religionsunterricht (und Erwachsenenbildung), wo ohnehin andere Konzepte von Meditationserziehung ebenfalls angewandt werden und bewährt sind. Der bewusst anthropologisch konzentrierte und interreligiös weite Ansatz der anregenden Arbeit von Johannes Soth ruft nach einem genaueren Zwiegespräch auch mit speziell christlichen Erfahrungswegen, Übungsfeldern und Theologiemodulen.