Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Wahl in Mali hatten religiöse Meinungsführer, Imame und Vorsitzende von islamischen Organisationen. 95 Prozent der rund achtzehn Millionen Einwohner des westafrikanischen Staates bekennen sich zum Islam. Christen sind mit nicht einmal drei Prozent eine kleine Minderheit.
In Mali ist es üblich, vor der Wahl mit Religionsvertretern zu sprechen. „Wenn sich die Imame beraten und einen Kandidaten für geeignet halten, können sie sich auch für ihn aussprechen. Dagegen hat der Islam nichts einzuwenden“, meint Imam Lamine Diarra von der Moschee Mariam Plateau-Süd in der Stadt Kayes. Allerdings sei ihre erste Aufgabe, die Menschen zum Wählen zu ermuntern. Die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl Mitte August lag trotzdem nur bei knapp 43 Prozent.
Für die katholische Kirche ist eine Kandidatenempfehlung undenkbar, sagte der Generalsekretär der Caritas in Mali, Theodore Togo. Stattdessen fallen in der Hauptstadt die Banner seiner Organisation ins Auge: „Ich wähle für den Frieden.“ Auch die Bischöfe des von Terror gebeutelten Landes schrieben in einem Pastoralbrief, sie wählten „für Mali und den Frieden, aber nicht einen bestimmten Kandidaten“.
Von Anfang an galt der Amtsinhaber Ibrahim Boubcar Keïta als Favorit. Nach einer Stichwahl Mitte August war der Ausgang der Wahl bei Redaktionsschluss weiter unklar.