Der soeben in Pennsylvania bekanntgewordene exzessive sexuelle Kindesmissbrauch durch Priester (vgl. CIG Nr. 33, S. 362) war für Papst Franziskus der endgültige Anlass, ein „Schreiben an das Volk Gottes“ zu verfassen und zu veröffentlichen. Das geschah auch unmittelbar vor dem Kurzbesuch in Irland, wo die katholische Kirche ebenfalls wegen dieser ungeheuerlich ausgeuferten Untaten unter der Bevölkerung weitgehend jeden Kredit verloren hat. Der Papst nennt die Verbrechen „abscheulich“. „Der Schmerz der Opfer und ihrer Familien ist auch unser Schmerz.“
Beklagt wird, dass diese Verbrechen von Vertretern der Kirche lange ignoriert wurden. Diese Wunden aber „verjähren nie“, heißt es mit Bezug darauf, dass die meisten Fälle nicht mehr juristisch verfolgt werden können. „Mit Scham und Reue geben wir als Gemeinschaft der Kirche zu, dass wir nicht dort gestanden haben, wo wir eigentlich hätten stehen sollen, und dass wir nicht rechtzeitig gehandelt haben, als wir den Umfang und die Schwere des Schadens erkannten, der sich in so vielen Menschenleben auswirkte. Wir haben die Kleinen vernachlässigt und alleingelassen.“ Als Hauptursache für den „sexuellen wie Macht- und Gewissensmissbrauchs“ vermutet der Papst „Klerikalismus“, der auf einem falschen Verständnis von Autorität beruhe. Franziskus I. verlangt Umkehr, Buße, Gebet und Fasten. Es seien große Anstrengungen im gesamten Volk Gottes notwendig, um diese Unkultur zu einer evangeliumsgemäßen Kultur des Lebens zu wandeln.
Indes haben in Amerika mindestens 3000 Theologen, Religionslehrer und Laien in kirchlicher Verantwortung die Bischöfe des Landes aufgefordert, dem Papst nach dem Vorbild der chilenischen Bischöfe geschlossen ihren Rücktritt anzubieten. Das Versagen im Umgang mit dem Missbrauch erfordere einen kollektiven Amtsverzicht „als öffentlichen Akt der Reue und des Bedauerns vor Gott und dem Volk Gottes“.