Brotbacken war auch zur Zeit Jesu vor allem Frauenarbeit, und die Sache mit dem Sauerteig hat vermutlich gerade Jesu Zuhörerinnen eingeleuchtet. So gewiss ich bin, dass mir der Sauerteig das Mehl durchsäuern wird, so zuversichtlich kann ich sein, dass Gott in meinem Leben am Werk ist. Ich muss es nicht unablässig kontrollieren. Ich sehe ja auch nicht ständig nach, ob sich das Mehl bewegt. Ich bin ganz ruhig. Ich mache mir keine Sorgen. Ich vertraue darauf: Es wird. Und so kann ich darauf vertrauen, dass Gott da ist und dass es mit mir gut wird. Weil ich nicht pausenlos den Teig untersuche, habe ich Zeit, habe ich den Kopf und die Hand frei. Weil ich nicht ständig nach mir und meinem Morgen fragen muss, habe ich das Herz frei – bin ich frei.
Dorothee Sandherr-Klemp aus: „Magnificat. Das Stundenbuch“, Juli (Butzon & Bercker, Kevelaer 2018)