Um die Zahl der Organspenden in Deutschland zu erhöhen, will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jeden Bürger automatisch zum Spender erklären. Wenn jemand das nicht will, müsste er oder ein Angehöriger dem ausdrücklich widersprechen. Frank Ulrich Montgomery, der Präsident der Bundesärztekammer, unterstützt den Vorstoß: „Das ist sinnvoll, aber rechtlich nur sehr schwierig umzusetzen.“ Kritik kommt dagegen vom Erlanger Sozialethiker Peter Dabrock, der auch Vorsitzender des Deutschen Ethikrats ist. „Die bisherige Organspende trägt den Charakter von Freiwilligkeit und von wohltätiger Solidarität mit Schwerkranken.“ Die Widerspruchslösung sei eigentlich eine „Organabgabepflicht“, sie schmälere das Verfügungsrecht des Menschen über seinen eigenen Körper.
Auch in den Medien wird die Frage kontrovers diskutiert. Das in Baden-Baden erscheinende „Badische Tagblatt“ findet den Vorschlag des Bundesgesundheitsministers gut: „Das Recht auf Leben sollte schwerer wiegen als das Recht auf Desinteresse.“ Die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ formuliert: „Vielleicht ließe sich ein Anreiz schaffen, indem man jene, die sich … in jungen Jahren zur Organspende bereiterklärt haben, bevorzugt, wenn sie ihrerseits eines Tages eine Transplantation brauchen.“
Derzeit gilt in Deutschland die sogenannte erweiterte Zustimmungslösung, wonach Menschen zu Lebzeiten einer Organentnahme ausdrücklich zustimmen müssen. Diese Regelung befürwortet auch die katholische Bischofskonferenz.