Es ist ein heikles Umfrageergebnis, doch bezeichnend für den Säkularisierungstrend, der inzwischen weit über das – europäische – Christentum hinaus auch andere Religionen erfasst hat. Das seriöse Pew Research Center in Washington hat herausgefunden, dass fast die Hälfte der amerikanischen Juden sich nicht als religiös versteht. 28 Prozent bezeichneten sich als „überzeugt säkular“, 17 Prozent lehnen den Gottesglauben ab. Bloß 21 Prozent erklärten sich als strenggläubig und als regelmäßige Synagogenbesucher. Dazwischen gibt es eine Gruppe, die zwar an Gott glaubt, aber den Glauben nicht praktiziert.
Worin besteht jüdische Identität, wenn sie ohne religiösen Ausdruck ist? Gil Troy, Autor der Studie, erklärt das so: Für viele Juden gründe ihre Identität „auf jüdischer Kultur, Erbe, Nation, Familie und anderen Konzepten“. Faktisch sei bisher nur in Israel ein Modell gefunden worden, wie eine lebendige säkulare jüdische Identität gepflegt werden könne, ohne auf die Religion zurückzugreifen. Außerhalb Israels sei es schwierig geworden, eine jüdische Identität in einem nichtreligiösen Rahmen aufrechtzuerhalten. Auch die Unterscheidungen zwischen orthodoxen Juden, konservativen Juden und Reformjuden würden in den Vereinigten Staaten mehr und mehr zerfallen.