Sollten kranke Menschen nicht dankbar sein, dass ihnen von Ärzten geholfen wird? Offenbar entwickelt sich auch in diesem humanitären Bereich ein – rabiates – Anspruchsdenken. Wie die niedersächsische Ärztekammerpräsidentin Martina Wenker berichtete, erleben Ärzte, medizinische Fachangestellte, Pflegekräfte und Rettungssanitäter eine zunehmende Gewaltbereitschaft bei Patienten, aber auch bei deren Angehörigen. „Die Art und Weise, wie Bürger Helfenden gegenübertreten, wandelt sich massiv. Irgendwann führt dies dazu, dass die Helfenden sagen: ‚Dann lassen wir es‘“, so Martina Wenker in der „Lüneburger Landeszeitung“.
Bereits bei der Aufnahme herrsche im Vergleich zu früher ein rauerer Ton. „Mittlerweile haben wir in großen Kliniken schon Sicherheitskräfte im Wartebereich stehen, um Krawalle zu unterbinden. Neue Kliniken werden so gebaut, dass die Behandlungszimmer eine Fluchtmöglichkeit bieten.“ Bedrohlich kann es schon werden, wenn Patienten massiv auftreten und verlangen, nun für die Behandlung an der Reihe zu sein. Doch habe der Arzt zu entscheiden, welches der dringlichste Fall ist. „Und das ist nicht der Patient, der am lautesten schreit, sondern der, der am krankesten ist.“
Anscheinend befördern unter anderem auch kulturabhängige Besonderheiten sowie Verhaltensmuster den Aufbau einer Drohkulisse – insbesondere bei Männern. Solche Auffälligkeiten sind jedenfalls nicht länger zu leugnen. Sowohl bei der Behandlung körperlicher Leiden als auch im psychiatrischen Umfeld gibt es entsprechende Beobachtungen, die vielfach jedoch noch tabuisiert werden, um sich nicht dem Vorwurf der „Fremdenfeindlichkeit“ auszusetzen. Inzwischen ist von den Medien auch mehrfach berichtet worden, dass sich bei Verkehrsunfällen oder Feuerwehreinsätzen schlimmste Aggressivität gegen die Rettungskräfte entlädt. Woher dieses neuartige Phänomen von Rohheit und Gewalt gegen Helfer kommt, ist nicht wirklich zu verstehen.