Die strukturelle bürgerkriegsähnliche Gewalt in Kolumbien – „La Violencia“ genannt – hat in den letzten hundert Jahren vermutlich 260000 Menschen das Leben gekostet. Darunter sind auch die Opfer der Auseinandersetzungen zwischen den politischen Strömungen der „Liberalen Partei“ und der „Konservativen Partei“ insbesondere in der Phase von 1948 bis 1958.
Rund 3000 Anführer der eingeborenen indianischen Bevölkerung, als Indigenas bezeichnet, sollen in den Konflikten der letzten hundert Jahre umgebracht, mehr als 200000 Menschen der verschiedenen Stammesgruppen aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben worden sein. Das geht aus Daten hervor, die an die Sonderjustiz zur Aufarbeitung des Bürgerkriegs übergeben wurden. Die auch jetzt – nach einem ersten vorläufigen Friedensschluss mit einem Guerillaverband – noch nicht wirklich überwundene Gewalt ist Folge des Ringens um Einfluss und Macht zwischen verschiedensten rechten paramilitärischen Gruppen, linken Guerilla-Bewegungen, Drogenmafia-Organisationen und offizieller Armee. Laut dem „Nationalen Zentrum der historischen Erinnerung“ sind für gut ein Drittel der Mordtaten Paramilitärs schuldig zu sprechen, für etwa ein Sechstel Guerillaorganisationen, für einen etwas geringeren Teil staatliche Sicherheitskräfte, die personell allerdings vielfach mit Paramilitärs verwoben sind. Bei rund 40000 Opfern sind die Täter unklar.