Gelobt sei Jesus Christus
Die Fernsehserie der ARD „Um Himmelswillen“ mit Schwester Hanna erinnert uns daran, dass „Gelobt sei Jesus Christus“ einmal ein Gruß war wie heute „Hallo“ oder „Hi“. In der islamischen Kultur ist der Brauch verbreitet, bei jeder Nennung des Namens Mohammed hinzuzufügen: „Gott segne ihn und schenke ihm Heil.“ Haben die Muslime dies von den Christen übernommen? Lob ist ein altmodisches Wort. In der Pädagogik heute ist eher von Anerkennung, Bestätigung, Ermutigung die Rede. In „Gelobt sei Jesus Christus“ ist das alles enthalten: Wir erkennen Jesus als den von Gott gesandten Christus, bestätigen unseren Glauben und unsere Hoffnung auf ihn und werden dadurch ermutigt.
Ehre sei Gott
Wie Lob ist auch Ehre ein altgewordenes Wort. Es klingt im Deutschen mit den zwei meckernden „E-e“ und dem „r“ dazwischen nicht besonders gut, ganz anders als „Gloria“, das drei Vokale in Tiefe, Höhe und sangvoller Fülle zusammenbindet. Außerdem entbehrt es des sichtbaren Glanzes, den das griechische doxa und das hebräische kabod enthalten, die es zu übersetzen vorgibt. Das Licht, den Thron, die Pracht des Himmels, den Gesang der Engelschöre müssen wir uns vorstellen, wenn wir von „Ehre Gottes“ sprechen. Dann aber gibt sie uns einen Platz im Kosmos.
Gott sei Dank
„Gottseidank“ hat das Klopapier gereicht. Es sind höchst alltägliche bis peinliche Momente, bei denen der Dank an Gott heute noch im Sprachgebrauch vorkommt. Dabei hätten wir vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang viele Gründe, Gott für die Welt und unser Leben zu danken. Gerade weil wir wissen, dass die Sonne nicht aufgeht, sondern der Planet, der unsere Heimat ist, sich so dreht, dass Licht und Wärme der Sonne auf ihm Leben möglich machen. Gerade weil wir wissen, dass ein unergründetes Geheimnis unseren (?) Kosmos entstehen ließ und erhält, sollten wir Dank empfinden für alles, was wir sehen, hören, fühlen, erleben dürfen.
Adieu, tschüss, pfüatdi, bye-bye
Ad deum, das lateinische „zu Gott“, ist die sprachliche Wurzel für „Adieu“, „Addio“, „Tschüss“. Das bayerische „Pfüatdi“ ist zusammengezogen aus „Behüte dich Gott“, das angelsächsische „Bye-bye“ die kaum mehr erkennbare Kurzform von „God be with you“. Allesamt sind es Segenswünsche für die Abschiednehmenden. Sollten wir die Wurzel dieser Grüße nicht einmal ernst nehmen? Sollten wir uns und die Angesprochenen nicht daran erinnern: An Gottes Segen ist alles gelegen?
Kyrie eleison
Der älteste in der Sprache des Neuen Testaments erhaltene Gebetsruf ist das Kyrie eleison („Herr erbarme dich“). Im Gottesdienst hat es seinen Ort vor dem „Gloria“. Es erkennt Gott als unseren Herrn an und bittet um sein mütterliches Erbarmen. Erbarmen und Gebären gehören nicht nur im Deutschen sprachlich zusammen. Das „Kyrie“ kann als atmendes Gebet gedacht und gesprochen werden. In Gedanken kann „Kyrie“ das Einatmen und „eleison“ das Ausatmen begleiten. Für das Sprechen brauchen wir die Atemluft. Dann bleibt das Einatmen stumm und „Kyrie eleison“ wird beim Ausatmen gesprochen. So mit der Atemluft (griechisch psyche) verbunden, macht uns das „Kyrie“ langsamer, ruhiger, beruhigt den Herzschlag. Es fügt uns ein in eine von Gott geschenkte Welt.
Berge und Seen preiset den Herrn
Das Benedicite, der Lobpreis der drei Jünglinge im Feuerofen (Dan 3,52–90), ruft die ganze Schöpfung, Sonne und Mond, Berge und Meere, Tiere und Menschen zum Lob Gottes auf. Es wurde in das Stundengebet der Kirche aufgenommen, früher jeden Sonntag in die Laudes. Es stammt aus einer mehr als 2000 Jahre zurückliegenden Zeit und einer anderen Klimazone.
Wir sollten es in unsere Welt und Zeit übersetzen, in das Rheintal, den Schwarzwald, das Elbsandsteingebirge, das Wattenmeer, auch in unsere Städte, unsere Kultur. Es sollte sich von Ort zu Ort unterscheiden. Wenn plötzlich der Hausberg oder der Badesee erwähnt wird, horchen alle auf. Auch die Jahreszeiten, die Frühjahrsblüte, das Herbstlaub, der Novembernebel sollten angesprochen werden. Hier und heute ist Gott zu danken für seine Schöpfung.
Ihr Kirchtürme alle, preiset den Herrn
Daniel kannte noch keine Kirchtürme. Sie kommen deshalb in seinem Lobgesang der Schöpfung nicht vor. Aber wir heute sollten die Leistungen unserer Kultur, die Werke der Kunst, der Technik, des Städtebaus einbeziehen in das Lob. Dass wir zu Sprache und Kultur fähig sind, ist nicht unser Verdienst sondern Geschenk und Erbe.
Kirchtürme sind Leistungen christlicher Kultur. Sie werden kaum mehr als Hinweis auf die Größe Gottes verstanden, nur noch als Wahrzeichen und Potenzsymbole. Wir sollten sie wieder entdecken als Zeichen Gottes unter den Menschen in Stadt und Land.
Ihr Frauen und Männer, preiset den Herrn
Dass es Frauen und Männer gibt, macht das Leben reich und spannend. Die vor allem von Mönchen entwickelte christliche Theologie hat das lange mehr als Gefahr gesehen denn als Geschenk, als zur Fortpflanzung notwendiges Übel. Heute sehen wir deutlicher, dass Frauen mehr können als Kinder kriegen. In Literatur und bildender Kunst übertreffen sie die Männer, in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik rücken sie immer weiter vor. Das Schreckbild eines geistig zurückgebliebenen Herrscher-Mannes weckt die Hoffnung auf eine weiblichere Welt.
In Gottes Namen
„Ingottsnamen“ seufzen wir, wenn wir etwas Unangenehmes anfangen. In Gottes Namen wollen wir den inneren Widerstand überwinden. Dabei könnten wir unser ganzes Leben unter den Namen Gottes stellen. Nur, er hat keinen Namen. Zwar können wir ihn als Vater, Sohn oder Geist anreden, aber das sind eher Titel, keine Namen. Nur „Jesus, Sohn des Joseph“ ist ein Name. Er hat seine Jünger gelehrt, Gott Vater zu nennen und sie aufgefordert, seinen Namen zu heiligen.
Er heißt in vielen Sprachen Gott, god, dieu, dio. Das germanische Wort „Gott“ geht sprachgeschichtlich auf Rufen, Schreien zurück. Das griechische theos und seine Abwandlungen in den romanischen Sprachen auf Schauen, Sehen. Er ist der, nach dem wir Ausschau halten, zu dem wir rufen.
Meine Hilfe ist im Namen des Herrn
Wenn ein Bischof Segen spendet, spricht er zuvor den 8. Vers des Psalms 124: „Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.“ Das Volk antwortet: „Der Himmel und Erde erschaffen hat.“ Der Vers müsste nicht auf bischöfliche Amtshandlungen beschränkt sein, sondern könnte in jeder Notlage gedacht oder gesprochen werden, nicht als Zauberformel, die Unheil abwendet, sondern als Maßstab: Wie klein bin ich mit meinen Sorgen im Vergleich zu Himmel, Erde und Gott.
Gib ihnen die ewige Ruhe
Bei jedem Friedhof, jedem Grab oder Zeichen für Unfalltote an der Straße können wir für die Verstorbenen beten und uns auf unsere eigene Sterblichkeit besinnen. Das Wort „ewige Ruhe“ ist der Totenliturgie entnommen und das „ewige Licht“ dem apokryphen vierten Esra-Buch. Es meint eine Fortdauer über den Tod hinaus, in Ruhe, ohne Schmerz, Qual und Stress. Fegefeuer, Gericht und Hölle kommen in diesem Wunsch nicht vor, auch nicht das Paradies oder der Himmel. Man kann sie jedem wünschen. Wer je einen Menschen unter Schmerzen sterben sah, wird diesen Wunsch verstehen und teilen. Dass einer, der selbst von Ewigkeit zu Ewigkeit die Ruhe ist, Ruhe spenden kann, ist ein tröstender Glaube.
In Ewigkeit Amen
„O Ewigkeit, du Donnerwort“ ist der Beginn eines Liedes von Johann Rist aus dem Jahr 1642, das Johann Sebastian Bach in zwei Kantaten (BWV 20 und 60) vertont hat. Der Text wägt die unendliche Dauer der Höllenpein gegen die Kürze der Sünde ab. Er schließt mit den Worten: „Nimm du mich, wenn es dir gefällt, Herr Jesu, in dein Freudenzelt.“
Ewigkeit ist keine lange Zeit sondern das Gegenteil von Zeit. Es läuft nichts mehr ab, alles ist.