Sambia galt in Afrika lange als ein Hort der Stabilität und hatte den Ruf einer funktionierenden Demokratie. Kein Putsch, kein Bürgerkrieg, kein Volksaufstand brachten das Land aus dem Gleichgewicht. Das hat sich geändert. Die katholische Bischofskonferenz, die Evangelikale Gemeinschaft und Sambias Kirchenrat weisen in einer gemeinsamen, an die Regierung von Präsident Edgar Lungu gerichteten Erklärung auf eine „wachsende Kultur von Korruption, auf gewalttätige Zwischenfälle und Äußerungen, die tief sitzenden Hass widerspiegeln“ hin.
Lungu, der Vorsitzende der Patriotischen Front (PF), hatte das Amt des Staatspräsidenten 2015 nach dem Tod seines Vorgängers Michael Sata übernommen. Seitdem wird der Führung in Lusaka vorgeworfen, Grundrechte zu unterdrücken. Vergangenen Monat etwa bewarfen PF-Anhänger die Autos von Oppositionspolitikern mit Steinen. Andere stürmten das Gebäude eines Radiosenders, der gerade ein Live-Interview mit einem Oppositionspolitiker ausstrahlte. Zuvor schon war Oppositionsführer Hakainde Hichilema verhaftet worden.
Nun soll ein „Nationaler Dialog“ Frieden zwischen Regierung und Opposition schaffen. Doch, so warnen die Katholiken und Protestanten, werde Sambia selbst dann nicht zur Ruhe kommen, wenn die Politiker wieder zusammenarbeiten sollten. Erst müsse die „verbreitete Korruption“ im Staatsapparat bekämpft werden, urteilten die Kirchenvertreter.