Ein lebendiger Glaube, der Glaube an einen lebendigen Gott, weist – im Unterschied zur Götzenverehrung – immer die Form des Fragens nach Gott, der Suche nach Gott auf. Gleichzeitig besteht er in der Suche nach sich selbst, in der Frage, sich selbst zu begreifen. Die Unruhe dieses Fragens ist der Pulsschlag unserer Existenz auf der Erde. Sie kann hier auf der Erde nicht gestillt werden; erst Gott durch seine Ewigkeit wird sie stillen. Sie stillstellen zu wollen – auch mit „religiösen Sicherheiten“ – würde bedeuten, vom Weg des Glaubens abzukommen. Kann ein Glaube ohne Suchen und ohne Fragen lebendig bleiben, kann er Glaube bleiben?
Tomáš Halík in: „Glaube und sein Bruder Zweifel“ (Herder, Freiburg 2017)