Der Pastoraltheologe Rainer Bucher rechnet mit tiefgreifenden Reformen in der katholischen Kirche. „Warum soll eine postklerikale katholische Kirche mit einer realistischen und hilfreichen Sexualmoral nicht möglich sein?“, fragte der an der Universität Graz lehrende Bucher in einem Interview der „Frankfurter Rundschau“ vor dem Hintergrund der neuen Missbrauchsstudie. Die Kirche müsse „sich in ihrer Haltung zur Sexualität ehrlich machen“. Man brauche eine solche Haltung „dringend in Zeiten, da die Sexualität Teil des kapitalistischen Optimierungswahns wird“.
Es gehe darum, „die Haltung der Erhabenheit über die anderen aufzugeben“. Dies sei ein Problem des Habitus und der Einstellung genauso wie der Strukturen und Prozesse. Das „geweihte Amt“ habe eine Zukunft, wenn es „den Klerikalismus, also seine Herrschaftsgeschichte, hinter sich lassen kann“, so der Pastoraltheologe. Entscheidend sei dabei nicht, was Priester von sich selbst sagen, sondern welche Erfahrungen man mit ihnen mache.