Einen Monat lang besucht der koptische Patriarch Tawadros II. die Vereinigten Staaten, um seine Landsleute und Glaubengeschwister seelsorglich zu stärken. Knapp eine Million Kopten mit ägyptischen Wurzeln leben in Amerika. Ihr Patriarch, der den Titel „Papst“ trägt, will unter anderem 68 Kirchen weihen. Außerdem nutzt er seinen Aufenthalt in den USA dazu, bei den Ausgewanderten um Vertrauen zum ägyptischen muslimischen Präsidenten Abd al-Fattah as-Sisi zu werben. Dieser hielt sich zeitgleich zum Patriarchenbesuch unter anderem wegen der Uno-Generalversammlung in den Vereinigten Staaten auf.
Tawadros II. lobte bei der Einweihung der Sankt-Konstantin-und-Helena-Kirche in Queens as-Sisi für sein Bemühen, die Einheit des ägyptischen Volkes „gegen alle Gefahr der Spaltung“ zu bewahren. „Wir sind alle eins, aber an einigen Orten leidet Ägypten noch unter Ignoranz und Intoleranz.“ Die Veränderung des Denkens brauche Zeit. Offenkundig spielt der Patriarch im diplomatischen Bestreben, die enge Nähe zum Staatspräsidenten zu bekunden und dessen Politik zu unterstützen, die brutalen Übergriffe und Attentate extremistischer Muslime gegen Kopten in der Heimat herunter.
Tawadros warnte in diesem Zusammenhang die christlichen Auslandsägypter, die vielfach vor den Radikalen ins Exil geflohen oder wegen besserer Lebensbedingungen und beruflicher Entfaltungschancen ins Ausland gezogen sind, davor, über die Online-Netzwerke „Falschmeldungen“ über die Lage in Ägypten zu verbreiten. Viele Nachrichten überzeichneten die Situation. Ägypten habe „wie alle Länder weiße, schwarze und graue Seiten“, so Tawadros. Seit as-Sisi die Macht übernommen und den Muslimbrüder-Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt hatte, wofür er im Westen kritisiert wird, hätten sich die Verhältnisse gebessert. Die Politik habe den „ehrlichen Wunsch, die bestehenden Probleme zu lösen“.