In den gesellschaftlichen Debatten über Gerechtigkeit fordert der frühere langjährige Caritas-Generalsekretär Georg Cremer einen genaueren Blick auf positive Entwicklungen und auf Missstände. Er kritisiert, dass es in der Debatte Akteure gebe, die als „Virtuosen auf dem Klavier der Empörung ein sehr eingespieltes Stück“ spielten. Cremer äußerte sich bei der Vorstellung seines neuen Buches. Es würde sich etwa niemand aufregen, wenn 100000 Familien mehr Kindergeld bekämen, wohl aber wenn die Hartz-IV-Sätze für Familien erhöht würden. Das Ergebnis sei jedoch in beiden Fällen das gleiche – ob mit oder ohne das Reizwort „Hartz-IV“. Cremer will ein anderes Bild zeichnen als das des oft beklagten neoliberalen Rückzugs des Sozialstaats. Es gebe durchaus positive Entwicklungen wie etwa in der Pflege, die sich seit Einführung der Pflegeversicherung verbessert habe, in der Kinderbetreuung und bei der Hilfe für Behinderte.