Beinahe auf jeder Seite des Alten Testaments ist von Tieren die Rede. Dennoch finden diese Lebewesen, mit denen wir nicht nur den Planeten teilen, sondern die wie wir Geschöpfe Gottes sind, in der Theologie bis heute kaum Beachtung. Simone Horstmann, Thomas Ruster und Gregor Taxacher sehen hier Nachholbedarf: Sie fordern dazu auf, diese Lücke zu schließen und wünschen sich aus theologischen Gründen, ihren Lesern einen neuen Blick auf Tiere zu vermitteln.
Dieses Vorhaben ist ihnen gelungen. Ohne den Menschen und dessen besondere Gottesbeziehung aus den Augen zu verlieren, um die es – entgegen möglicher Vorurteile – auch einer Theologie der Tiere in erster Linie geht, bietet das Buch die Möglichkeit, sich auf vielfältige Weise aus einer religiösen Perspektive mit Tieren auseinanderzusetzen.
Festgefahrene Vorstellungen wie der Anthropozentrismus oder eine despotische Auslegung des Herrschaftsbefehls an den Menschen, der sich im Schöpfungsbericht findet, werden im ersten Teil des Buchs offengelegt und kritisiert. Weiter zeigen die Autoren das Potenzial für unsere Selbst- und Gotteswahrnehmung auf, welches in der Beobachtung der Tiere und im Leben mit Tieren liegen kann, wenn man diese in ihrer Andersheit anerkennt.
Im zweiten Teil des Buchs entwickeln die Autoren eine ethische Haltung aufgrund der christlichen Geschichte, beispielsweise zur Frage des Fleischkonsums, angesichts der Bezeichnung von Insekten als Ungeziefer oder hinsichtlich des biblischen Opferkults. Immer wieder stützen sie sich auf die Heilige Schrift. Im dritten und letzten Teil geht es um Tier-Eschatologie: darum, inwiefern Tiere in die biblischen endzeitlichen Heilsverheißungen hineingehören.
Das Buch vereint Erkenntnisse aus Naturwissenschaften, Soziologie, Philosophie, Kulturwissenschaft, Linguistik, Kommunikationswissenschaft, Psychologie und Theologie. Von Luther über Descartes bis zu Pawlow werden viele der großen Denker und Wissenschaftler der Weltgeschichte für die Entwicklung einer Theologie der Tiere herangezogen. Literarische Beispiele, Legenden und sogar ein Actionfilm veranschaulichen die teilweise abstrakten Überlegungen und greifen Erfahrungen auf, die die meisten Leser wohl aus ihrem eigenen Leben kennen.
So zeigen manche Heiligenlegenden, was es heißen kann, in Frieden mit Tieren zusammenzuleben, und wie darin ein Stück Paradies auf der Erde aufstrahlen kann. Denn die biblische Verheißung auf Erlösung gilt nicht nur für den Menschen, sondern für alles, was atmet.