Jesus setzt sich mit Sündern an einen Tisch. Die Eigenbrötler sollen wieder gemeinsam essen. Jesus ist davon überzeugt, dass die Schranken, welche die jüdische Gesellschaft gegenüber Sündern und Zöllnern aufgebaut hat, für Gott bereits gefallen sind. Weil das Reich Gottes schon begonnen hat, sind alle zum großen Familienfest Gottes eingeladen. Dadurch wird die Isolation der Sünder überwunden. Denn Sünde kommt einer Selbst-Absonderung gleich, durch die sich jemand von Gott oder dem Mitmenschen entfremdet. Durch die Gegenwart Jesu kommt Gottes Freundschaft ins Spiel.
Weil Jesus offensichtlich kein Haus besaß, entstand eine eigenartige Situation: Jesus gibt ein Gastmahl, bei dem er Gastgeber und Gast zugleich ist. Wenn er etwa Zachäus auffordert: „Ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein“ (Lk 19,5). Eine kuriose Geschichte: Zachäus genießt im eigenen Haus die Gastfreundschaft Jesu! Diese merkwürdige Begebenheit sagt etwas über die Mission Jesu: Dieser kommt, indem er von ihnen etwas annimmt. Er beschenkt sie, indem er sich beschenken lässt. Diese neue Art von Gemeinschaft, von Wechselseitigkeit und Vertrauen, öffnet dem Ausbeuter Zachäus die Augen. Damit hat in seinem Haus das Reich Gottes schon begonnen.
Andreas Knapp in: „Vom Segen der Zerbrechlichkeit“ (Echter, Würzburg 2018)