Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ und die internationale Menschenrechtsorganisation „Food First Informations- und Aktions-Netzwerk (FIAN)“ widersprechen der Ansicht, Digitalisierung löse das weltweite Hungerproblem. Das aktuelle „Jahrbuch zum Recht auf Nahrung“ legt dar, dass durch die wachsende Digitalisierung die Konflikte um Ressourcen verschärft und eine dezentrale Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährdet wird.
Das nachhaltige Entwicklungsziel, den Hunger bis 2030 zu überwinden, gerate immer weiter aus dem Blick, wenn Hungerursachen wie Diskriminierung, Umweltzerstörung und Krieg nicht endlich wirksam angegangen würden. „Es besteht die Gefahr, dass die Digitalisierung die Umwandlung öffentlicher Güter wie etwa die Wasserversorgung in international handelbare Waren vorantreibt. Davon haben die Ärmsten der Armen gar nichts, im Gegenteil, ihre Lage würde sich verschlimmern“, sagte Bernhard Walter, Ernährungs- und Landwirtschaftsexperte von „Brot für die Welt“.
Philipp Mimkes, Geschäftsführer von FIAN Deutschland, sieht in der Digitalisierung auch für die Mehrzahl der bäuerlichen Betriebe keine Lösung. Stattdessen könne sie die Spaltung zwischen armen Bauerngruppen und kapitalkräftigen Agrarunternehmen weiter vertiefen. Wichtige Gründe für die hohe Zahl an Hungernden – die Diskriminierung von Frauen und ländlicher Bevölkerung, die unrechtmäßige Aneignung von Land und die erzwungene Öffnung der Agrarmärkte – „lassen sich nicht technisch lösen“.