Johann Sebastian Bach sprach einmal davon, dass der kirchliche Gesang „zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüts“ erfolge. Die christliche Gemeinde war von Anfang an eine singende Gemeinde. Wem Gottes Menschenfreundlichkeit in Jesus Christus begegnet, der kann auf diese befreiende Erfahrung nicht anders als im Überschwang antworten. Eine Kirche, deren Lieder schwiegen, wäre arm an Glaubensfreude und Glaubenskraft. So ist es kein Zufall, dass Hymnen das Neue Testament durchziehen.
Im Kolosserbrief fordert der Verfasser eindringlich zum gottesdienstlichen Singen auf: „Singt Gott in eurem Herzen Psalmen, Hymnen und Lieder, denn ihr seid in Gottes Gnade“ (3,16). Zum christlichen Leben gehört unbedingt das Jubeln der Erlösten, sodass die Johannesoffenbarung sich das Leben in der Vollendung ohne Lied nicht vorstellen kann. Berichtet wird von den Heiligen: „Sie singen ein neues Lied“ (5,9). Vor dem Throne Gottes stimmen die Erwählten das ewige Loblied der Liebe an.
In gläubiger Sicht erhält somit die Musik, zumal die kirchliche Musik, noch eine viel weitere Dimension als nur die „Recreation“, die Auffrischung und Erhebung des menschlichen Gemüts.
Georg Moser (einstiger Bischof von Rottenburg-Stuttgart) in: „Georg Moser – unvergessen“ (Schwabenverlag, Ostfildern 2018)