Die jüngsten Heiligsprechungen haben auch Kritik hervorgerufen – insbesondere, weil mit Paul VI. erneut ein Papst zur Ehre der Altäre erhoben wurde. Es gebe eine fragwürdige Häufung, erklärte der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück. Eine solche „Selbstsakralisierung der Kirche“ sei gerade jetzt unpassend. In der „Neuen Zürcher Zeitung“ fragt Tück: „Ist es angemessen, dass die Kirche sich und ihre obersten Repräsentanten feiert, wo sie eigentlich in Sack und Asche gehen müsste?“ Auf einen weiteren Aspekt wies der Publizist Manfred Lütz hin. Päpste seien an sich schon „präsent“, besser solle man den Blick auf weniger bekannte Glaubenszeugen lenken.
Im „Konradsblatt“, der Wochenzeitung für das Erzbistum Freiburg, wird die Praxis der Heiligsprechungen grundsätzlich thematisiert. Chefredakteur Klaus Nientiedt schreibt: Auch diesmal wollten die Fragen nicht verstummen. „Allen voran nach der großen Zahl, aber auch nach der Unbekümmertheit des Vatikans, die Verfahrensvorschriften mal so und auch mal wieder ganz anders anzuwenden.“ Es mache etwa nachdenklich, dass Óscar Romero nicht früher in die Schar der Heiligen aufgenommen wurde. „Papst Franziskus hat dies entscheidend vorangebracht… Was sagt das über die Qualität dieser Verfahren aus, wenn erst ein Lateinamerikaner auf dem Stuhl Petri die entscheidenden Anstöße zu ihrem Abschluss geben musste, obwohl das lateinamerikanische Kirchenvolk diesen Märtyrer der Zeitgeschichte längst als Heiligen verehrt?“