Mouhanad Khorchide, Islamwissenschaftler und Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster, gibt einen historisch-kritischen Korankommentar heraus, der insgesamt auf siebzehn Bände angelegt ist. Das Projekt greift die Kritik auf, wonach das Glaubensbuch der Muslime in seinen historischen Kontext eingeordnet werden muss, damit man es verstehen kann. Die Reihe, deren erster Band vom Verlag Herder auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde, richtet sich in erster Linie an Fachleute und wird vom Bundesforschungsministerium gefördert.
German Neuendorfer, der Lektor des Kommentars, sagte: Die westliche Auseinandersetzung mit dem Koran sei häufig davon geprägt gewesen, die islamische heilige Schrift zu verunglimpfen. Umgekehrt seien viele fromme Muslime gegen eine historisch-kritische Lesart, weil sie den Koran als wörtlich geoffenbartes Wort Gottes ansehen. Das Projekt solle aber zeigen, dass es auch in der Islamgeschichte sehr unterschiedliche Auslegungstraditionen gegeben hat. „Der Islam ist gar nicht so einheitlich, wie heute vielfach dargestellt wird.“