Mit Drohnen und sonstigen digital unterstützten Systemen verändert sich die Kriegsführung – bis hin zum „Cyber-Krieg“. Das fordert auch die Friedensethik neu heraus, wie das vorliegende Handbuch interdisziplinär belegt. Sowohl die Geschichte der Friedensbemühungen als auch grundsätzliche sozialethische Überlegungen werden ausgewogen in fast hundert Einzelbeiträgen dargestellt. Nach einer Verständigung über die Begriffe Frieden, Ethik und Friedensethik wird an grundlegende Diskurse seit der römisch-griechischen Antike und der biblischen Zeit erinnert.
Folgenreich war Augustins Lehre vom gerechten Krieg als Akt der Notwehr und ganz im Dienst jenes ewigen Friedens, der innergeschichtlich aber stets nur fragmentarisch gegeben ist. Die großen Denker der spanischen Spätscholastik kommen ebenso zu Wort wie Luther, Calvin und Vertreter des Klassischen Völkerrechts, etwa Hugo Grotius. Nicht nur das gegenwärtige Leitbild vom „gerechten Frieden“ wird ökumenisch entfaltet, auch Möglichkeit und Dringlichkeit des Pazifismus kommen zur Darstellung sowie Grundprobleme der politischen Theorie internationaler Beziehungen. Bedeutend und für die Orientierung hilfreich ist der dritte Teil mit einer „dialog
Bedeutend und für die Orientierung hilfreich ist der dritte Teil mit einer „dialogorientierten Perspektiven-Erweiterung“ bezogen auf die anderen abrahamischen Religionen sowie auf Hinduismus und Buddhismus. Ausführlich werden „friedensethische Analysen zu aktuellen Kontroversen und Entwicklungen“ diskutiert: Herrschaft, Recht, Gerechtigkeit und besonders Gewalt (beispielsweise Rüstung oder Terror). Schließlich geht es auch um alternative Formen zum gewaltförmigen Handeln in Gestalt ziviler Konfliktbearbeitung, Krisenprävention und -intervention, um ethische Herausforderungen friedenswissenschaftlicher Politikberatung und um Theorie und Praxis der Friedensforschung. Auch Kriterien der Rechtfertigung von zivilem Ungehorsam und Widerstand spielen eine Rolle.
Ausdrücklich hervorgehoben sei der Beitrag des katholischen Friedenstheologen Heinz-Günther Stobbe. Nach einem knappen, präzisen Überblick über die bisherige Christentumsgeschichte konzentriert sich Stobbe auf die theologische und ökumenische Zentralfrage, wie die Gestalt und das Handeln von Kirchen im Dienst des gerechten Friedens unter den Bedingungen heutiger Globalisierung gestaltet werden müssen. „Kaum vorstellbar, was die Christenheit zum Frieden in der Welt beizutragen imstande wäre, wenn es ihr gelänge, in Theologie und Leben besser zur Geltung zu bringen, was die Kirchen gemeinsam in ihrem Glaubensbekenntnis von sich selbst zu glauben bekennen, nämlich ‚katholisch‘ zu sein, also im Dienst der ganzen ‚bewohnten Erde‘ Gottes Friedensreich zu dienen.“ Dazu aber brauchte es eine entschiedene ökumenische Prioritätensetzung.
Wer immer sich mit Grundfragen des Friedens beschäftigt, wird dieses beispielhafte Handbuch gerne zurate ziehen. Man täte dies noch viel lieber, wenn nicht – bedauerlicherweise – jede Form von Register fehlte.