Dschihadisten mit dem Ziel der Gründung eines großsomalischen Reichs haben in der östlichen Harar-Provinz Äthiopiens erneut Christen angegriffen, diesmal das aus einem Frauen- und einem Männerkonvent bestehende Doppelkloster Debre Wogag Asebot. Wie die Ostkirchen-Stiftung „Pro Oriente“ berichtet, wird das in einem Wald gelegene orthodoxe Kloster seit Wochen beschossen. Die Mönche und Nonnen werden mit Lautsprechern aufgefordert fortzugehen. Die sakrale Stätte liegt in einer Region, die kulturell somalisch geprägt ist. Trotz verzweifelter Appelle an die äthiopische Zentralregierung scheint noch keine Hilfe gekommen zu sein.
Das Kloster wurde im zwölften Jahrhundert von dem Heiligen Abba Samuel gegründet. Im 16. Jahrhundert fiel es dem Vernichtungsfeldzug des somalischen Kriegsherrn Ahmed Granj (1506–1543) zum Opfer. Granj wollte ganz Äthiopien islamisieren. Er eroberte einen großen Teil des Landes, wurde dann aber von Kaiser Claudius (1521/22–1559) dank portugiesischer Hilfe zurückgeschlagen und getötet. An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, als die äthiopische Herrschaft in der Region wiederhergestellt war, baute der Mönch Memher Gebre Medhin das verlassene Kloster wieder auf.
Im früher Ogaden genannten somalisch geprägten Osten Äthiopiens gab es bereits Anfang August pogromartige Ausschreitungen extremistischer Muslime gegen die christliche Bevölkerung. Äthiopisch-orthodoxe und katholische Kirchen wurden angezündet. Mindestens sechs Priester kamen ums Leben.