„Messias“ – diesen Zweitnamen hat sich der zum Staatspräsidenten Brasiliens gewählte Jair Bolsonaro zugelegt. Er will mit entschiedenem Durchgreifen die massive Gewalt, Drogenkriminalität und Korruption in dem Land bekämpfen. Die autokratischen Ankündigungen und Bestrebungen Bolsonaros sowie sein Lob der Militärs und der früheren Militärdiktaturen machen vielen Sorge, auch kirchlichen Organisationen und Kirchenführungen.
Die brasilianischen Bischöfe sind momentan anscheinend in einer gewissen Verlegenheit, wie sie sich gegenüber dem neuen starken Mann an der Spitze der Macht verhalten sollen, zumal die politischen Einschätzungen auch im Klerus auseinandergehen. Aber gewählt ist gewählt, noch dazu von einer deutlichen Mehrheit von nahezu 56 Prozent. Daher hat die Bischofskonferenz der neuen Regierung Zusammenarbeit zugesagt. Die Bischöfe seien bereit, bei der Suche nach dem Gemeinwohl mit den sozialen Institutionen und denjenigen, die durch den Volkswillen gewählt wurden, zusammenzuarbeiten. Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Murilo Ramos Kriger von Salvador da Bahia, sagte in der Loyalitätsbekundung allerdings auch: „Wir werden weiterhin das sein, was wir sind: eine kritische Stimme, eine Gruppe, die offen für den Dialog ist und sucht, was für uns das Beste ist, nicht das Beste für die Kirche, sondern für Brasilien.“
In einer seiner ersten Amtshandlungen hat Bolsonaro den Bundesrichter Sergio Moro zum Justizminister ernannt. Moro ist für seine harten, entschiedenen Urteile gegen korrupte Politiker und Unternehmer bekannt. Auch den ehemaligen „linken“ Präsidenten Luiz Inacio da Silva von der Arbeiterpartei hat er verurteilt. Deshalb wiederum wird Moro von den Anhängern Da Silvas und dessen Arbeiterpartei vorgeworfen, parteiisch zu sein und ein Komplott angezettelt zu haben.