Bin ich hoffnungsvoll? Ja. Bin ich verzweifelt? Ja. Und beides gehört zusammen: Ich bin hoffnungsvoll, weil ich verzweifelt bin. Ich bin hoffnungsvoll, weil ich daran denke, was Einzelne tun können, im Bösen und im Guten. Und das gibt mir starke Gründe, für diese Hoffnung zu arbeiten.
In meiner jüdischen Tradition wissen wir, was ein einzelner Mensch tun kann: Abraham oder Mose oder Jeremia – wenn es auch Jeremia nicht sehr gut ergangen ist. Ein Einzelner kann Gutes oder Böses bewirken, ein Einziger. Vielleicht kann er nicht die ganze Welt retten, aber ein Einzelner kann retten, mindestens verbessern. Deshalb bin ich hoffnungsvoll.
Elie Wiesel (1928–2016) in: „Worte wie Licht in der Nacht“ (Herder, Freiburg 2017)