Der Wohnort Gottes ist weiblich. Das erinnert an Mütterlichkeit, an die Gebärmutter. Gott wohnt in einer Frau, in Maria. Manchmal denke ich, Maria ist so etwas wie der Berg Zion: Aus ihr kommt Gott, kommt Gerechtigkeit und Heilung in diese Welt. Vielleicht ist diese junge Frau in der ausweglosen Situation völlig auf ihre Hoffnung und die ihres Verlobten angewiesen. Vielleicht steht sie auch für dieses Volk, das zur Zeit Jesu fremdbeherrscht und ausgeliefert war, fern jeglichen Friedens in der Zeit der römischen Fremdherrschaft, als Jerusalem zerstört, der Tempel unzugänglich ist. Dieses ausgesetzte, rechtlose Volk hofft und ahnt, dass es zur Mutter des einen Gottes wird, dass es dafür sorgen wird, dass Gott in dieser Welt menschlich wird.
Ursula Rapp aus: „Dein Wort – mein Weg“, Zeitschrift für Bibel im Alltag (Dornbirn, Heft 1/2019)