Die Integration von Zuwanderern, insbesondere solchen aus islamisch geprägten Gesellschaften, wird nur dann gelingen, wenn sie von beiden Seiten gewollt wird und Mehrheitsgesellschaft wie Migranten von allzu hochgesteckten Erwartungen Abstand nehmen. Das ist die Schlussfolgerung aus Ahmad Mansours Werk. Der Autor, Psychologe, ein Sohn arabischer Israelis mit deutscher Staatsbürgerschaft, ist anerkannt unter den – eher wenigen – Vertretern eines aufgeklärten Islam. Er wird heftig angefeindet von traditionell orientierten Migranten.
Integration bedeutet nach Mansour nicht, die eigene Identität aufzugeben, wohl aber die Grundregeln der Mehrheitsgesellschaft – ausgedrückt im Grundgesetz, das der Verfasser immer wieder heranzieht – anzuerkennen und insofern überlieferte Haltungen zu überprüfen. Das klingt nach einer Minimalforderung, hat aber für konservative Zuwanderer erhebliche Auswirkungen, was vor allem die Abkehr von dem paternalistisch geprägten, vielfach religiös begründeten Weltbild betrifft. Es heißt auch, die Gleichberechtigung der Frau anzuerkennen, auf häusliche Gewalt gegen Kinder zu verzichten, und es bedeutet ein neues Rollenverständnis des Mannes. Folgt man den Milieuschilderungen des Autors, erscheint es indes zweifelhaft, wie weit die traditionsverhafteten Männer in den abgeschlossenen Parallelgemeinschaften islamischer Zuwanderer (und die Frauen, die sich in den Verhältnissen eingerichtet haben) damit klarkommen. Schließlich beziehen sie vielfach ihr Selbstbewusstsein aus einer patriarchalischen, in heiligen Schriften verbrieften und durch Imame bekräftigten Position.
Integration ist eine Bringschuld der Zugewanderten: „Von Menschen, die neu ins Land kommen, wird erwartet, dass sie sich an die Gesetze halten und den Sinn der demokratischen Grundordnung verstehen lernen.“ Dazu bedarf es freilich gründlicher Bildung, vermittelt durch unabhängige Kräfte, und eines selbstbewussten Auftretens des Staates. Der sollte Integrationsleistungen belohnen, wenn diese aber ausbleiben „den Aufenthalt infrage stellen oder beenden“.