Eine gesunde Ruhelosigkeit kennzeichnet jene Suche, auf die unsere Hoffnung uns ausschickt. Sowohl Erwartung wie Verlangen enthalten ein Element des „Noch nicht“. Wir erkennen noch nicht klar, was wir erwarten. Wir besitzen noch nicht, wonach wir verlangen. Wir sind noch auf dem Weg dorthin. Und doch nehmen sowohl Erwartung als auch Verlangen das Ziel schon vorweg.
Aus der Ferne sehen wir bereits das, was wir noch erwarten. Wir haben unser Herz bereits auf das gesetzt, wonach wir noch verlangen. Es sei hier daran erinnert, dass das andere Wort für Verlangen, „Wünschen“ oder „Wunsch“, im Mittelhochdeutschen auch die Bedeutung von „Vermögen, etwas Außerordentliches zu schaffen“ hatte. Jedes „Noch nicht“ lässt unsere Suche ruhelos bleiben. Jedes „Schon jetzt“ hält jene Ruhelosigkeit gesammelt.
Wie schwer ist es, in der kreativen Spannung der Hoffnung zu leben, der Spannung zwischen dem „Noch nicht“ und dem „Schon jetzt“!
David Steindl-Rast in: „Dankbarkeit“ (Herder, Freiburg 2018)