Gemeinsames, oft spontanes Singen ist beliebt. Das beobachtet Veronika Petzold vom Deutschen Chorverband. Es gebe zahllose Chorprojekte auf Zeit, an denen sich besonders die jüngere Generation beteiligt. Viele derartige Vokalgruppen gründeten sich. Gemeinschaftssingen in Stadien und auf offenen Plätzen gibt es nicht nur zur Advents- und Weihnachtszeit. „Das Publikum wird zunehmend zum Hauptakteur, die Trennung zwischen aktiven Sängern und Zuhörern wird aufgehoben.“
Traditionelle Chöre und Gesangsvereine dagegen sterben aus. Das hat mit veränderten Lebensgewohnheiten zu tun. Die Menschen sind aufgrund von vor allem im Beruf geforderter Flexibilität nicht mehr so selbstverständlich an Heimat und Traditionen gebunden wie ehedem. Der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther hat eine eigene Erklärung fürs Singenwollen. Es mache schlicht glücklich, blockiere Ängste. Das Gehirn sei beim freien Singen nicht in der Lage, „Angstgefühle zu mobilisieren“. Deshalb trällern manche Menschen beim Gang in den Keller ein Lied.