KubaWenn „Mehr Ärzte“ weniger werden

Mehrere hundert kubanische Ärzte, die zum Teil seit Längerem für die medizinische Versorgung insbesondere der armen Bevölkerung Brasiliens in dem Land arbeiteten, kehren in ihre Heimat zurück. Der Grund ist angeblich ein Streit zwischen Brasiliens neu gewähltem, rechtsnationalem Präsidenten Jair Bolsonaro und der kubanischen Regierung. Bolsonaro habe mit „Drohungen und abfälligen Bemerkungen“ die Tätigkeit der kubanischen Ärzte schlechtgemacht, die Qualifikation der kubanischen Mediziner, die bekanntermaßen auf sehr hohem Niveau ausgebildet sind, mehrfach in Zweifel gezogen, heißt es.

Zudem forderte der Präsident, die Mediziner direkt zu bezahlen, anstatt das Geld über ein staatliches Kooperationsprogramm an Kuba zu überweisen. Von diesem Geld erhalten die Ärzte in der Tat nur einen kleinen Teil als Vergütung ausbezahlt. Die Entsendung medizinischen Personals in inzwischen rund fünfzig Länder geschieht nicht nur aus humanitären Gründen. Für das sozialistisch regierte, von Misswirtschaft gepeinigte Kuba sind die Auslandseinsätze eine wichtige Devisen-Einnahmequelle.

Die kubanischen Ärzte waren im Rahmen eines von der früheren linken Regierung Brasiliens vereinbarten staatlichen Sozialprogramms „Mehr Ärzte“ (Mais Médicos) tätig. Die Zusammenarbeit gibt es seit mehr als fünf Jahren. An die 10000 Mediziner Kubas waren im Lauf der Zeit in die zumeist unterversorgten Regionen und in die Armenviertel Brasiliens entsandt worden, wo die einheimischen Ärzte nicht hingehen.

In mehreren kleinen Städten bildeten sich nun in Armenvierteln lange Schlangen vor den Gesundheitsposten. Einige dieser Einrichtungen blieben mit Hinweis auf fehlende Ärzte geschlossen. Einer Erhebung innerhalb des öffentlichen Gesundheitssystems zufolge herrscht in mindestens 285 Städten in neunzehn Bundesstaaten bereits gravierender Ärztemangel. Kuba hat angekündigt, alle zuletzt 8300 in Brasilien tätigen Ärzte zurückzurufen.

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