In krisengeschüttelten Staaten voller Korruption verspricht jede neue Regierung, das Übel der Selbstbereicherung zu bekämpfen. So jetzt auch in Südafrika. Nach der Abdankung von Jacob Zuma hat der zum neuen Staatsoberhaupt erklärte Cyril Ramaphosa in seiner Antrittsrede ebenfalls einen grundlegenden Neuanfang versprochen: „Unsere Nation steht an einem historischen Wegpunkt, an dem die Menschen durch ihre Überzeugung begonnen haben, dem Land eine neue Richtung zu geben.“
Zuma war wegen vieler Korruptionsskandale schon seit Jahren umstritten. Ramaphosa, ein früherer Gewerkschafter und Großunternehmer, der sich als „Sozialist“ bezeichnet, ist mit einem geschätzten persönlichen Vermögen von einer halben Milliarde Dollar einer der reichsten Männer Südafrikas. „Das sei so viel Geld, dass er den Staat nicht mehr bestehlen müsse wie sein Vorgänger“, zitiert die „Frankfurter Allgemeine“ Volkes Stimme. Die katholischen Bischöfe Südafrikas haben Ramaphosa gleich hoch gelobt: „Es heißt, Nelson Mandela wünschte sich, dass Ramaphosa ihm als Präsident nachfolgt. Nach seiner Rede verstehen wir, weshalb.“ Ramaphosa sei weder „korrupt noch kompromittiert“. Seine „Worte und Taten lagen nicht im Widerspruch – anders als bei seinem Vorgänger Jacob Zuma, der über gute Regierungsführung sprach und den Staat zugleich an seine Geschäftspartner verkaufte“.
Weil die Opposition im Parlament keinen Gegenkandidaten zu Ramaphosa aufgestellt hatte, wurde dieser ohne Abstimmung vom Präsidenten des Verfassungsgerichts, Mogoeng Mogoeng, zum „ordnungsgemäß gewählten Präsidenten der Republik Südafrika“ ernannt. Die oppositionelle Partei „Wirtschaftliche Freiheitskämpfer“ hatte den Saal zuvor aus Protest verlassen und zusammen mit anderen oppositionellen Gruppierungen die sofortige Auflösung des Parlaments sowie Neuwahlen verlangt.